Das sogenannte Short Selling ist auch als Leerverkauf bekannt, bei der Du auf fallende Kurse spekulierst, indem Du geliehene Aktien verkaufst und später günstiger zurückkaufst.
Durch die Möglichkeit, Aktien zu verleihen, profitieren auch die Verleiher selbst, wie zum Beispiel Fonds, von den Leihgebühren. Worauf Du hierbei wirklich unbedingt achten musst, erkläre ich Dir mal in diesem Beitrag:

Short Selling erklärt: Beim Shortselling verkaufst Du geliehene Wertpapiere, um sie später günstiger zurückzukaufen. Dein Gewinn entsteht durch den Kursrückgang. Es ist riskant, da Verluste unbegrenzt sein können.
Short Risk Management: Ein Stop-Loss begrenzt Verluste, wenn der Kurs gegen Dich läuft. Es ist essenziell für das Risikomanagement bei Short-Positionen, besonders in volatilen Märkten.
Regulierung: In der EU regelt die Short Selling Regulation (EU-SSR), dass Aktien für Leerverkäufe zuerst geliehen oder verbindlich zugesichert sein müssen.
Kurzüberblick: Short Selling
Warum Short Selling? – Nutze fallende Kurse, um Profits zu erzielen.
Vor- & Nachteile – Lukrativ im Bärenmarkt, aber sehr riskant.
Wie funktioniert es? – Geliehene Aktien verkaufen und später kaufen.
Was muss ich beachten? – Gute Marktanalyse + Risk Management.
Short Trades absichern – Verluste minimieren durch smartes Hedging.
Mögliche Strategien – Technische Analyse + Fundamentaldaten.
Gebühren beim Short Selling – Leihgebühr, Zinsen und Dividenden.
7 größten Risiken – Unbegrenzte Verluste + Short Squeezes.
Short Squeeze – Plötzliche Kursanstiege zwingen Shorts in Verluste.
FAQ – Häufig gestellte Fragen zu Short Selling.
Warum überhaupt Short Selling?
Ich setze Short Selling ein, wenn ich stark davon überzeugt bin, dass ein Markt oder eine Aktie überbewertet ist. Es gibt diese Momente, in denen der Chart förmlich „Übertreibung“ schreit.
Denk an Blasen wie bei Tech-Aktien im Jahr 2000 oder an Hypes um Kryptowährungen. Genau da bietet Short Selling die Möglichkeit, auch in einem fallenden Markt aktiv Geld zu verdienen.
Häufige Gründe für Short Selling
Auf fallende Kurse setzen: Short-Positionen können genutzt werden, um Verluste in Deinem Portfolio bei fallenden Märkten zu minimieren. Diese Strategie funktioniert besonders gut, wenn Du bestehende Long-Positionen absichern möchtest.
Hedging: Mit Derivaten wie Put-Optionen oder Futures sicherst Du Dein Portfolio gegen Kursverluste ab. Sie bieten Flexibilität, ohne Deine bestehenden Investments verkaufen zu müssen, erfordern aber sorgfältige Planung.
Mit Short Selling meine ich aber nicht das Short und Long Trading mit CFDs oder anderen Derivaten, sondern den realen Aktienhandel, bei dem das das Asset auch tatsächlich besitzt.
Beim klassischen Short Selling leihst Du Dir tatsächlich Aktien von einem Broker und verkaufst sie direkt am Markt. Deshalb ist es auch eher für erfahrene Trader geeignet. Zumal es technisch anspruchsvoll und oft mit stabilen Gebühren und Vorschriften verbunden ist, auf die ich im Laufe des Artikels noch eingehen werde.
Short Selling Vor- und Nachteile
Vorteile:
Profite in fallenden Märkten
Absicherung gegen Kursverluste (Hedging)
Nutzung überbewerteter Aktien
Vielfältige Trading-Instrumente
Ergänzt Long-Strategien effektiv
Nachteile:
Unbegrenztes Verlustpotenzial
Gebühren für Leihen oder bei CFDs
Risiko durch Short Squeezes
Schwierig bei illiquiden Aktien
Timing für Einstieg durchaus schwierig
Wie funktioniert Short Selling?
Margin Konto
Um überhaupt Short Selling betreiben zu können, brauchst Du ein sogenanntes Margin-Konto, durch das Du mit geliehenen Mittel oder Wertpapieren handeln kannst. Der Online Broker verlangt dafür eine Sicherheitsleistung, als Garantie bei möglichen Verlusten. Dieser Betrag wird „Margin“ genannt.
Es handelt sich dabei um einen definierten Prozentsatz des Gesamtwerts der Position und muss jederzeit auf Deinem Konto vorhanden sein. Wenn der Markt sich also gegen Dich bewegt und der Verlust steigt, kann der Broker einen sogenannten „Margin Call“ auslösen.
In solch einem Fall musst Du entweder mehr Kapital einzahlen oder Positionen schließen, um die erforderliche Margin aufrechtzuerhalten. Ein Margin-Konto bietet neben der Option Short Selling zu betreiben, außerdem mehr Kaufkraft durch mögliche Trading Hebel, birgt jedoch auch ein hohes Risiko.
Regulierungen
Vorschriften zum Margin-Handel und zu Short-Positionen werden hier bei uns von der BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) sowie von den EU-Richtlinien wie MiFID II reguliert.
Die Broker legen die Margin-Anforderungen individuell fest, abhängig von der Art der Position (Long oder Short), dem gehandelten Instrument und den spezifischen Risikobedingungen.
Bei Leerverkäufen werden die Sicherheitsleistungen (Margins) ebenfalls vom Broker bestimmt, und ungedeckte Leerverkäufe („Naked Short Selling“) sind in der EU seit der Finanzkrise verboten.
In der EU regelt die Short Selling Regulation (EU-SSR) gedeckte Leerverkäufe, indem sie vorschreibt, dass Händler die Verfügbarkeit geliehener Wertpapiere nachweisen müssen (Locate Rule).
Die BaFin kann Leerverkäufe bei Kursverlusten über 10% eines Wertpapiers zeitweise einschränken oder verbieten, während Broker strikte Margin-Anforderungen erheben, die das Verlustrisiko absichern.
USA-Regulierung: Die Regulation T (gilt in den USA) verlangt bei Short-Positionen eine Initial Margin von 150%, bestehend aus Verkaufserlösen (100%) und Eigenkapital (50%), sowie eine Maintenance Margin, um bei Verlusten Margin Calls oder Positionsschließungen zu vermeiden.
EU-Regulierung: Du musst Netto-Leerverkaufspositionen melden, wenn Deine Position mindestens 0,2% der ausgegebenen Aktien des Unternehmens erreicht. Ab einer Netto-Leerverkaufsposition von 0,5% des ausgegebenen Aktienkapitals wird diese öffentlich gemacht. Und die Behörden können Leerverkäufe einschränken, wenn der Kurs eines Wertpapiers innerhalb eines Handelstages um mehr als 10% fällt.
Gedeckte vs. ungedeckte Positionen
Beim Leerverkauf wird zwischen gedeckten und ungedeckten Varianten unterschieden, abhängig davon, ob das verkaufte Wertpapier zuvor geliehen wurde. Ein gedeckter Leerverkauf bedeutet, dass der Verkäufer das Wertpapier vor dem Verkauf ausleiht, sodass er es bei Schließung der Position zuverlässig liefern kann.
Im Gegensatz dazu erfolgt ein ungedeckter Leerverkauf ohne vorherige Ausleihe des Wertpapiers, was das Risiko birgt, es später nicht rechtzeitig oder nur zu ungünstigen Preisen beschaffen zu können.
Hinweis: Da ungedeckte Leerverkäufe das Risiko bergen, dass Wertpapiere nicht rechtzeitig oder zu akzeptablen Preisen geliefert werden können, sind sie in der EU untersagt.
Wer leiht die Aktien?
Um das klassische Short Selling betreiben zu können, ist die Wertpapierleihe eine grundsätzliche Voraussetzung. Dabei benötigt der Shortseller Aktien, die ihm von einem Verleiher zur Verfügung gestellt werden.
Als Verleiher treten häufig Investmentfonds oder ETFs auf, welche große Bestände an Wertpapieren haben und zur Leihe nutzen, um zusätzliche Einnahmen durch die auftretenden Leihgebühren zu erzielen.
Verleiher wollen Sicherheiten sehen, oft in Form von Staatsanleihen, die den Wert der verliehenen Aktien übersteigen. Diese Sicherheiten schützen den Verleiher, falls der Entleiher zahlungsunfähig wird oder die Wertpapiere nicht fristgerecht zurückgibt.
Die gute Nachricht: Als Privatanleger kannst Du Aktien für Short Selling über Deinen Broker leihen, der wiederum Sicherheiten an Institutionen wie ETFs übergeben muss.
Was Du beim klassischen Short Selling beachten musst
Leihprozess: Du benötigst einen Broker, der Dir die gewünschten Aktien zur Verfügung stellt. Nicht jeder Broker bietet das an, und es kann sein, dass bestimmte Aktien nicht „leihbar“ sind – vor allem bei illiquiden Werten.
Kostenstruktur: Für das Leihen der Aktien zahlst Du Gebühren (Leihgebühren), die abhängig von der Marktnachfrage und der Haltedauer variieren. Je länger Du die Position hältst, desto teurer wird es.
Rückgabeverpflichtung: Die geliehenen Aktien müssen irgendwann zurückgegeben werden, egal wie sich der Kurs entwickelt. Das macht Timing extrem wichtig.
Regulierungsauflagen: Klassisches Short Selling unterliegt in vielen Ländern strengen Vorschriften. Beispielsweise sind in einigen Märkten Leerverkäufe während extrem volatiler Phasen eingeschränkt.
Wie ich meine Short Trades absichere
Stop-Loss-Orders: Diese platziere ich oft knapp über einer wichtigen Widerstandszone.
Positionsgröße: Maximal 1% meines Kontos riskiere ich pro Trade.
Hedging: Manchmal kombiniere ich Shorts mit Long-Positionen in anderen Märkten, um Risiken auszugleichen.
Strategien und Indikatoren für erfolgreiches Short Selling
Mit Short Selling kannst Du durchaus trotz der hohen Gebührenlast profitabel sein. Allerdings brauchst Du eine richtig gute Strategie dafür. Erfolgreiches Shorten erfordert eine wirklich saubere, präzise Analyse, diszipliniertes Vorgehen, das Erkennen von Gelegenheiten und Risk Management.
In den folgenden Abschnitten zeige ich Dir mal, wie Du technische Analyse, Fundamentaldaten und News-Trigger effektiv nutzt, um sicher und im besten Fall natürlich gewinnbringend zu shorten.
Technische Analyse
Die technische Chartanalyse ist meine Lieblings-Analyse-Methode. Es gibt zum Beispiel Indikatoren wie den RSI (Relative-Stärke-Index), die Dir überkaufte Märkte offenbaren, welche oft für Kurskorrekturen anfällig sind.
Auch Chartmuster wie Doppeltops oder fallende Trendlinien zeigen mögliche Short-Chancen. Geringes Volumen bei steigenden Kursen deutet oft auf Schwäche hin – oft ebenfalls ein guter Einstieg für Short. Das Thema ist umfangreich, weshalb Du auf Finanzradar auch entsprechend ausführliche Beiträge zur technischen Analyse findest.
Die Charttechnik funktioniert am besten in Aktienmärkten mit hoher Liquidität und vielen Marktteilnehmern, wie den US-amerikanischen und europäischen Börsen, da hier Chartmuster und Indikatoren verlässlichere Signale liefern.
Fundamentalanalyse
Mit der Fundamentalanalyse findest Du auch überbewertete Unternehmen, die sich gut für Short Trades eignen. Schau dabei mal auf Aktien mit schwachen Geschäftszahlen, sinkenden Gewinnen oder einem hohen Verschuldungsgrad.
Branchen mit allgemein grundsätzlich negativen Aussichten können ebenfalls lohnend sein. Kombiniere diese Erkenntnisse mit technischen Signalen, um einen noch besseren Einstiegspunkt zu finden und das Verlustrisiko zu minimieren.
Prüfe auch mal gezielt Insiderverkäufe von Vorstandsmitgliedern, da umfangreiche Verkäufe oft auf mangelndes Vertrauen in die zukünftige Entwicklung des Unternehmens hindeuten und Short-Möglichkeiten bieten können.
Ein bekanntes Beispiel ist der Insiderverkauf bei Enron vor dem Kollaps 2001: Führungskräfte verkauften große Aktienpakete, während sie öffentlich optimistische Aussagen gemacht haben.
News-Trigger
Auch mit News kannst Du Möglichkeiten für Short-Trades nutzen. Schlechte Quartalszahlen, Probleme im Management oder neue Regulierungen lassen Aktienkurse oft abrupt fallen.
Reagiere zügig und sichere Dir frühzeitig eine Short-Position. Du solltest dafür immer Deinen Wirtschaftskalender auf dem Schirm haben und ihn regelmäßig prüfen.
Interessante Short-Chancen aus der Vergangenheit:
Facebook (Meta) Daten-Skandal 2018: Enthüllungen über den Missbrauch von Nutzerdaten durch Cambridge Analytica führten zu einem massiven Vertrauensverlust und einem Kursrutsch – ein perfekter Moment für einen Short-Einstieg.
Wirecard-Skandal 2020: Berichte über gefälschte Bilanzen und verschwundene Milliarden sorgten für einen drastischen Kurseinbruch, der für Short-Seller enorme Gewinne brachte, besonders vor der Insolvenz.
Tesla Produktionsprobleme 2018: Verzögerungen beim Model-3-Ausstoß und negative Analystenkommentare lösten Unsicherheiten aus, was die Aktie stark unter Druck setzte – ein lohnender Zeitpunkt für einen Short-Trade.
Achtung: Gebühren beim Short Selling beachten
Leihgebühr: Verleiher, wie Fonds oder ETFs, berechnen Gebühren für die Nutzung der geliehenen Aktien. Diese Gebühren variieren je nach Nachfrage und sind meist jährlich fällig.
Zinskosten: Broker verlangen Zinsen auf das geliehene Kapital oder die Wertpapiere. Die Zinssätze hängen vom Broker und der Höhe der geliehenen Position ab.
Dividendenkosten: Shortseller müssen Dividenden, die während der Leihdauer anfallen, an den Verleiher zahlen. Diese Belastung ist besonders bei Dividendenpapieren ein bedeutender Faktor.
Transaktionsgebühren: Beim Eröffnen und Schließen von Positionen fallen Handelsgebühren an. Diese variieren je nach Broker und Handelsvolumen und sollten im Voraus berücksichtigt werden.
Margin-Kosten: Händler müssen auf einem Marginkonto Sicherheitsleistungen hinterlegen. Unzureichende Margin kann zusätzliche Gebühren oder Margin Calls auslösen, wenn der Markt sich gegen die Position entwickelt.
Die 7 größten Short Selling Risiken
Unbegrenzte Verluste: Im Gegensatz zu Long-Positionen gibt es beim Short Selling keine obere Begrenzung für Verluste, da Aktienkurse theoretisch unendlich steigen können.
Short Squeezes: Wenn viele Short-Seller gleichzeitig ihre Positionen schließen, treiben sie die Kurse nach oben, was Verluste stark verstärkt und schnelle Reaktionen erfordert.
Leihgebühren und Finanzierungskosten: Bei klassischen Shorts oder CFDs entstehen laufende Kosten, die sich bei längeren Positionen summieren und potenzielle Gewinne reduzieren können.
Regulatorische Einschränkungen: In bestimmten Märkten oder während Krisenphasen können Leerverkäufe verboten oder eingeschränkt werden, was Deine Strategie schnell unbrauchbar macht.
Emotionale Belastung: Gegen den Markt zu handeln, erfordert eine starke mentale Disziplin, da Short Selling oft psychologisch schwieriger ist als Long-Trading.
Handel gegen den Trend: Wenn Du Shortselling gegen einen starken Aufwärtstrend betreibst, ist das sehr riskant. Märkte können länger steigen, als erwartet, weshalb Du ein ganz klares Signal für die bärische Trendumkehr benötigst, bevor Du überhaupt shortest.
Falsches Timing: Auch der richtige Moment beim Einstieg zählt natürlich. Geduld und wirklich sehr präzise Analyse, minimieren erst das Risiko.
Was ist ein Short Squeeze?
Ein Short Squeeze entsteht häufig dann, wenn stark geshortete Aktien plötzlich rapide im Kurs steigen. Und genau das zwingt Short-Seller quasi dazu, ihre Positionen durch Rückkäufe zu schließen, um die Verluste zu begrenzen. Immerhin entstehen beim Shorten theoretisch unbegrenzt Verluste, weil Kurse bis in das unermessliche steigen können.
Diese Rückkäufe wiederum, treiben den Kurs weiter nach oben, was die Verluste der verbleibenden Short-Seller dann zusätzlich verschärft. Dadurch entsteht ein Teufelskreis aus Käufen und Kursanstiegen entsteht. Das macht Short Squeezes extrem gefährlich.
Während Deine Verluste bei einem Long-Trade auf den Einsatz begrenzt sind, sind sie beim Shorten ja wie bereits erwähnt, theoretisch unbegrenzt. Berühmte Beispiele, wie der GameStop-Squeeze 2021, zeigen zum Beispiel, wie binnen kurzer Zeit massive Verluste entstehen können.
Wichtiges Learning: Ohne Stop-Loss und Risikomanagement kann ein Short Squeeze Dich regelrecht ruinieren. Deshalb bitte niemals und unter keinen Umständen Short Selling betreiben, ohne ein gutes Risk Management.
FAQ – Short Selling
Jetzt Videokurs sichern!

Christian Böttger
Vollzeit-Trader
>75% Trefferquote
+6 Jahre Erfahrung
>100K € Jahresgewinn
Über den Autor:
Christian Böttger ist hauptberuflich Trader und Mentor, der sowohl kurzfristige Trades als auch langfristige Investments mit überragender Trefferquote durchführt. Auf Finanzradar.de teilt er seine Analysen sowie praktische Erfahrung und hat besonders für Anfänger den einen oder anderen Kniff parat. Mehr über Christian erfährst Du hier.