Chartanalyse lernen: So wertest du historische Kursdaten richtig aus
Hier lernst du, wie man die Kurs- und Umsatzhistorie des Basiswerts so untersucht, dass man zukünftige Kursentwicklungen besser einschätzen und dadurch einen Gewinn machen kann.
Die Chartanalyse gehört seit jeher zu den beliebtesten, aber auch zu den umstrittensten Hilfsmitteln von Händlern an den internationalen Finanzmärkten. Ihre Beliebtheit gründet sich auf der Tatsache, dass auch Anfänger die Chartanalyse schnell und einfach lernen können und sich damit viele Trading-Signale generieren lassen.
Allerdings ist die Charttechnik umstritten, weil sie so viele und – je nach gewähltem Tool – auch widersprüchliche Trading-Signale gibt. Charttechnik zu lernen, ist kein Hexenwerk. Die Chartanalyse in der Praxis richtig und erfolgreich einzusetzen, ist jedoch alles andere als einfach.
Das Wichtigste in Kürze:
Die Chartanalyse ist ein bei Händlern beliebtes Hilfsmittel zur Generierung von Trading-Signalen.
Wegen ihrer Einfachheit lässt sie sich auch von Anfängern schnell lernen.
Sie ist allerdings umstritten, weil viele Handelssignale nicht eindeutig sind.
Der erfolgreiche Einsatz von Charttechniken in der Praxis ist anspruchsvoll.
Was ist eine Chartanalyse?
Mit dem englischen Begriff „Chart“ wird in der Finanzwirtschaft die grafische Darstellung des Kursverlaufs eines Wertpapiers gemeint. Demnach handelt es sich bei einer Chartanalyse um die Analyse der historischen Kursentwicklung von Wertpapieren. Neben diesem Begriff haben sich auch die beiden Synonyme „Charttechnik“ und „Technische Analyse“ etabliert.
Im Gegensatz zur Fundamentalanalyse, schenkt die Chartanalyse den fundamentalen Daten eines Unternehmens bzw. Wertpapiers keine Beachtung. Sie orientiert sich in ihren Analysen ausschließlich an der vergangenen Kursentwicklung. Die Chartanalyse beruht auf der Grundannahme, dass sämtliche Informationen in Bezug auf die Vergangenheit und Zukunft eines Wertpapiers bereits in der sichtbaren Kursentwicklung enthalten sind.
Was bringt die Charttechnik?
Die Charttechnik wird von Millionen von Anlegern eingesetzt, um aus der Beobachtung historischer Kursentwicklungen Rückschlüsse auf den zukünftigen Verlauf eines Wertpapierkurses ziehen zu können.
Die Chartanalyse ist somit neben der Fundamentalanalyse das wichtigste Tool von Anlegern, um den bestmöglichen Zeitpunkt für den Kauf bzw. Verkauf eines Wertpapiers zu bestimmen und so ihre Gewinne zu maximieren. Die Chartanalyse zu lernen ist somit einer der Grundbausteine, um als Anleger an der Börse erfolgreich zu sein.
Wie die Fundamentalanalyse ist aber auch die Charttechnik kein Erfolgsgarant. Die Bandbreite der Chartanalyse Tools ist so groß, dass jeder Anleger für sich selbst entscheiden muss, welche Werkzeuge er in welcher Form einsetzt. Du solltest die Charttechnik folglich immer nur als Mittel zum Zweck ansehen.
Nutze Trendlinien als Werkzeug
Eines der bedeutendsten Chartanalyse Tools sind sogenannte „Trendlinien“. Bei einer Trendlinie handelt es sich um eine Linie, die einen Hinweis auf den aktuell vorherrschenden Kurstrend gibt. Um eine Trendlinie in einem Chart einzuzeichnen, musst Du zuerst die Swing High und Lows (Zwischenhochs und -tiefs) im Kursdiagramm einzeichnen. Diese Punkte kannst Du in vielen Fällen mit einer Linie verbinden.
Bei einem Aufwärtstrend verläuft die Trendlinie unterhalb des Kurses. Jedes Mal, wenn der Kurs (von oben) auf die Trendlinie trifft, prallt er an ihr ab und steigt wieder an. Bei einem Abwärtstrend ist es genau umgekehrt. Die Trendlinie verläuft oberhalb des Kursverlaufs. Sobald der Kurs (von unten) auf die Trendlinie trifft, prallt er an ihr ab und setzt seine Abwärtsbewegung weiter fort.
So kannst du einen Trend im Chart erkennen
Wichtigste Lektion, um die technische Chartanalyse zu lernen, ist es, Trends richtig zu identifizieren. Nur wenn Du in der Lage bist, Trends eindeutig in einem Chart zu erkennen, kannst Du die richtigen Rückschlüsse daraus ziehen und folglich auch die richtigen Handelsentscheidungen treffen.
Für viele Anleger existieren in der Charttechnik nur Aufwärts- und Abwärtstrends. Genauso wichtig ist es aber, auch Seitwärtstrends zu erkennen. Einen Trend eindeutig zu identifizieren ist die Grundlage dafür, im nächsten Schritt eine Fortsetzung des Trends zu prognostizieren oder Hinweise auf einen Trendwechsel zu erkennen.
Um einen Trend in einem Chart zu identifizieren, musst Du mindestens zwei Zwischenhochs bzw. -tiefs erkennen und diese mit einer Trendlinie verbinden. Je mehr Zwischenhochs bzw. -tiefs Du erkennst, umso besser. Je öfter der Kurs des Wertpapiers die Trendlinie berührt und danach seinen Trend fortsetzt, umso stärker ausgeprägt ist der Trend.
Die Trendlinie kannst Du in einem nächsten Schritt zu einem Trendkanal erweitern. Bei einem Trendkanal bewegt sich der Wertpapierkurs zwischen einer oberen und einer unteren Trendlinie. Die obere Linie wird über die Zwischenhochs und die untere über die Zwischentiefs definiert. Beachte, dass die beiden Linie parallel zueinander verlaufen sollten.
Nicht zuletzt spielt auch die Zeit eine wichtige Rolle beim Erkennen von Trends in Charts. Je nach Zeitperiode lassen sich kurz-, mittel- und langfristige Trends unterscheiden. Während manche Trends nur wenige Stunden andauern, ziehen sich andere über mehrere Monate. Grundsätzlich gilt, je länger ein Trend dauert, desto stärker ausgeprägt ist er.
So kannst du Trendwenden im Chart erkennen
Eine sehr wichtige Anwendung der Wertpapier- und Aktien-Chartanalyse ist das Erkennen von Trendwenden im Chart. Wie bereits zuvor beschrieben, ist ein Trend so lange intakt, solange der Kurschart die Trendlinie nicht durchbricht. Durchbricht der Chart die Trendlinie nach oben oder unten, ist das häufig ein starkes Signal für das Ende eines Abwärts- oder Aufwärtstrends. In der Regel ist für eine Trendwende allerdings ein deutlicher Ausbruch erforderlich. Ein kurzer Ausreißer reicht meist nicht aus.
Es gibt verschiedene Chartanalyse Tools, mit deren Hilfe Du Trendwenden identifizieren kannst. Dazu gehören sogenannte „Doppel-Formationen“, die aufgrund ihrer Praxistauglichkeit von vielen Tradern genutzt werden. Bei einer Doppel-Formation handelt es sich um ein doppeltes Top bzw. einen doppelten Boden.
Ein doppeltes Top, das die Form des Buchstaben „M“ hat, deutet nicht selten auf das Ende eines Aufwärtstrends hin. Ein doppelter Boden, der die Form des Buchstaben „W“ besitzt, ist hingegen ein Zeichen für das Ende eines Abwärtstrends.
Neben Doppel-Formationen verwenden viele Trader auch Dreiecke um Trendwenden in Charts zu erkennen. Bei einem Dreieck zeigt der spitze Winkel entweder nach oben oder nach unten und deutet damit die Richtung des Trends an.
Trendlinien als Unterstützung und Widerstand nutzen
Eine ebenfalls sehr einfaches und gleichermaßen beliebtes Chartanalyse Tool sind Unterstützungen und Widerstände. Wenn Du die Chartanalyse erlernst, wird Dir auffallen, dass Wertpapierkurse häufig bei bestimmten Kursniveaus nicht weiter steigen bzw. sinken. Steigt ein Kurs nicht über ein bestimmtes Niveau, spricht man von einem sogenannten „Widerstand“. Sinkt er hingegen nicht unter ein gewisses Niveau, ist von einer „Unterstützung“ die Rede.
Um Unterstützungen und Widerstände in Charts zu identifizieren, musst Du die Zwischenhochs und -tiefs des Kurses mit horizontalen Linien verbinden. Wenn viele Hochs oder Tiefs auf dem gleichen Kursniveau liegen, ist es sehr einfach, den entsprechenden Widerstand bzw. die Unterstützung zu erkennen. Hat ein Kurs nicht so viele ausgeprägte Hoch und Tiefs, kann die Identifikation von Unterstützungen und Widerständen etwas schwieriger sein.
Unterstützungen und Widerstände sind wichtig, weil sich bei deren Durchbrechen häufig der Kurstrend fortsetzt bzw. manchmal sogar beschleunigt. Durchbricht der Kurs einen Widerstand nach oben, beginnt nicht selten ein neuer Aufwärtstrend. Umgekehrt verhält es sich beim Durchbrechen eines Widerstandes. Dies ist oftmals der Beginn eines Abwärtstrends.
Chartanalyse lernen: Die 6 besten Chartformationen
Chartformationen gibt es fast wie Sand am Meer. Gerade Anfänger verlieren im Dschungel der existierenden Chartformationen häufig den Überblick und sehen vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Um die Chartanalyse zu lernen, solltest Du Dich deshalb zu Beginn auf die wichtigsten Chartformationen konzentrieren, deren Theorie verstehen und die Anwendung in der Praxis beherrschen.
Doppel-Spitzen und Dreifach-Spitzen
Wie bereits zuvor erwähnt, sind Doppel-Formationen eine der wichtigsten Umkehrformationen und signalisieren den Beginn einer Trendwende. Eine nach oben gerichtete Doppel-Spitze (oft auch Doppeltop genannt) sieht aus wie der Buchstabe „M“. Der Kurs markiert dabei zweimal ein Hoch und beginnt in der Folge zu sinken. Ein nach oben gerichtetes Doppeltop ist somit ein Signal für das Ende eines Aufwärtstrends.
Eine Doppelspitze kann jedoch auch nach unten gerichtet sein. Dann nimmt sie die Form des Buchstaben „W“ ein. Der Kurs fällt zweimal auf ein Tief und beginnt danach zu steigen. Ein nach unten gerichtetes Doppeltop signalisiert demnach das Ende eines Abwärtstrends.
Neben der Doppel-Spitze existiert auch die Dreifach-Spitze, die auf Englisch „triple top“ bzw. „triple bottom“ genannt wird. Einziger Unterschied zur Doppel-Spitze ist, dass sie drei statt zwei Spitzen hat.
Schulter-Kopf-Schulter Umkehrformation
Eine in der Praxis sehr häufig anzutreffende Chartformation ist die Schulter-Kopf-Schulter Formation. Wie der Name bereits zum Ausdruck bringt, sieht diese Formation wie ein menschlicher Körper mit zwei Schultern und einem dazwischenliegenden Kopf aus. Eine Schulter-Kopf-Schulter Formation hat folglich drei Spitzen, wobei die mittlere Spitze (der Kopf) etwas höher ist als die beiden danebenliegenden (die Schultern). Die Verbindung der beiden Schultern wird als „Nackenlinie“ bezeichnet.
Auch eine Schulter-Kopf-Schulter Formation ist ein Zeichen für eine Trendumkehr. Ein Warnsignal für Trader ist, wenn der Kurs nach dem „Kopf“ nicht weiter ansteigt, sondern auf das Niveau der ersten „Schulter“ zurückfällt. Wird im Anschluss die Nackenlinie nach unten durchbrochen, hat sich der Trend umgekehrt.
Umgekehrt verhält es sich bei einem Abwärtstrend. Fällt der Kurs nach dem „Kopf“ nicht mehr unter die „Schulter“ und durchbricht danach die Nackenlinie nach oben, ist der Abwärtstrend gebrochen. Nicht selten beginnt nach dieser Formation ein neuer Aufwärtstrend.
Wimpel und Flaggen
Auch Wimpel und Flaggen sind Chartformationen, die Du in der Praxis häufig beobachten kannst. Sie treten oft nach starken Kursanstiegen bzw. -einbrüchen auf. Während ein Wimpel eine dreieckige Form hat, ist eine Flagge rechteckig.
Nach einem steilen Kursanstieg oder -rückgang (auch die Fahnenstange genannt) bewegt sich der Kurs oft für eine kurze Zeit seitwärts in einem Dreieck (Wimpel) oder Rechteck (Flagge) seitwärts.
Sie sind jedoch keine Vorboten einer Trendumkehr, sondern Signale für die Fortsetzung eines Trends.
In der Regel bricht der Kurs nach einer kurzen Seitwärtsbewegung in einem Wimpel oder einer Flagge nach oben bzw. unten aus und setzt seinen Aufwärts- bzw. Abwärtstrend fort.
Rechteckformation
Rechteckformationen wirst Du bei vielen Kurscharts erkennen. Sie stellen eine Unterbrechung eines vorherrschenden Trends dar. Bei einer Rechteckformation pendelt der Kurs eines Wertpapiers in einem Korridor zwischen zwei horizontalen Linien mehrfach auf und ab. Es gelingt weder ein Ausbruch nach oben (durch den Widerstand) noch nach unten (durch die Unterstützung). Eine Rechteckformation kann sich in der Praxis durchaus über mehrere Wochen, manchmal sogar über mehrere Monate hinziehen.
Gelingt schließlich der Ausbruch nach oben durch das Durchbrechen der Widerstandslinie, setzt sich meist der Aufwärtstrend fort. Durchstößt der Kurs jedoch die Unterstützungslinie nach unten, geht der Abwärtstrend weiter.
Dreieckformation
Dreieckformationen signalisieren die Fortsetzung eines Trends. Bei einer Dreieckformation nehmen die Kursausschläge mit der Zeit immer weiter ab. In der Praxis werden drei verschiedene Formationen unterschieden: Das absteigende, das aufsteigende und das symmetrische Dreieck.
Beim absteigenden Dreieck stößt der Kurs wiederholt auf eine (horizontale) Unterstützungslinie. Gleichzeitig werden die Kursausschläge nach oben immer kleiner, sodass sich ein Dreieck mit einer absteigenden oberen Linie bildet. Oftmals durchbricht der Kurs an der Spitze des Dreiecks die Unterstützungslinie nach unten und es entsteht ein neuer Abwärtstrend.
Hingegen ist es beim aufsteigenden Dreieck genau umgekehrt. Hier stößt der Kurs wiederholt auf eine (horizontale) Widerstandslinie. Gleichzeitig werden die Kursausschläge nach unten immer geringer, sodass sich ein Dreieck mit einer aufsteigenden unteren Linie bildet. Durchbricht der Kurs an der Dreiecksspitze den Widerstand nach oben, ist dies als Signal für einen Aufwärtstrend zu werten.
Das symmetrische Dreieck besteht hingegen aus einer aufsteigenden unteren und einer absteigenden oberen Linie. Die Kursausschläge nehmen mit der Zeit sowohl nach oben als auch nach unten ab. An der Spitze des Dreiecks entwickelt sich der Kurs oft in der anfänglichen Richtung weiter, das heißt, ein Aufwärts- oder ein Abwärtstrend setzt sich fort.
Keilformation
Die zuvor beschriebenen Dreiecksformationen sind allerdings mit Vorsicht zu genießen, denn als sogenannte „Keilformationen“ haben sie eine andere Lesart.
Im Gegensatz zu Dreiecksformationen, die eine Trendfortsetzung ankündigen, sind die gleichaussehenden Keilformationen Vorboten einer Trendumkehr!
Die Spitze des Keils zeigt dabei immer gegen den vorherrschenden Trend. Das bedeutet, dass auf einen aufsteigenden Keil ein Abwärtstrend und auf einen absteigenden Keil ein Aufwärtstrend folgt.
Die Trendumkehr erfolgt an der Spitze des jeweiligen Keils.
Kurzgefasst
Es existieren viele verschiedene Chartformationen.
Während manche Formationen eine Fortsetzung eines Kurstrends andeuten, signalisieren andere wiederum eine Trendumkehr.
Chartformationen können teilweise widersprüchliche Signale geben.
Anfänger sollten sich in der Praxis auf die wichtigsten Trading Chart Pattern konzentrieren.
Fünf weitere Hilfswerkzeuge zur Chartanalyse
Neben den genannten Chartformationen solltest Du Dich beim Erlernen von Charttechnik auch mit einigen weiteren sehr wichtigen Chartanalyse Tools auseinandersetzen. Sie stellen eine sehr wichtige Ergänzung dar, um die technische Chartanalyse vollständig zu lernen. Idealerweise nutzt Du die nachfolgenden Hilfswerkzeuge in Kombination mit den zuvor genannten Chartformationen. Je mehr Chartanalyse Tools Du miteinander kombinierst, umso valider werden Deine Rückschlüsse sein.
Gleitende Durchschnitte
Gleitende Durchschnitte gehören zu den wichtigsten Chartanalyse Tools und erfreuen sich bei Tradern jeder Erfahrungsstufe großer Beliebtheit. Ein gleitender Durchschnitt bildet den Mittelwert der historischen Kurse eines Wertpapiers. Grundsätzlich werden zwei Arten von gleitenden Durchschnitten unterschieden: Einfache und exponentielle.
Bei einem einfachen gleitenden Durchschnitt werden alle einfließenden Vergangenheitswerte gleichgewichtet. Beim exponentiellen gleitenden Durchschnitt werden hingegen jüngere Werte stärker als ältere Werte gewichtet. Welcher gleitende Durchschnitt sich in der Praxis besser bewährt, ist Gegenstand zahlreicher Diskussionen. Der Zeitrahmen, über den Du den gleitenden Durchschnitt bildest, ist frei wählbar. In der Praxis wird sehr häufig ein Durchschnitt aus den Kursen der letzten 200 Tage gebildet.
In einem Chart signalisiert Dir der gleitende Durchschnitt, wie stark sich der aktuelle Kurs von seinem Durchschnitt entfernt hat. Liegt der Kurs eines Wertpapiers deutlich über dem gleitenden Durchschnitt, kann das auf eine aktuelle Überbewertung hindeuten. Umgekehrt kann ein weit unter dem gleitenden Durchschnitt liegender Kurs ein Hinweis auf eine Unterbewertung eines Wertpapiers sein.
Hinzu kommt, dass viele Händler gleitenden Durchschnitte als Trading-Signal nutzen. Durchbricht der Kurs seinen gleitenden Durchschnitt von unten, kann dies als Kaufsignal gewertet werden. Durchstößt hingegen der Kurs den gleitenden Durchschnitt von oben, lässt sich das als Verkaufssignal ansehen.
Ein gleitender Durchschnitt bildet den Mittelwert von historischen Kursen.
Es gibt einfache und exponentielle gleitenden Durschnitte.
Der Zeitrahmen, der dem gleitenden Durchschnitt zugrunde liegt, ist frei wählbar.
Bollinger Bänder
Die sogenannten „Bollinger Bänder“ stellen eine Erweiterung des gleitenden Durchschnitts dar. Bollinger Bänder bestehen aus drei Linien. Die mittlere Linie ist der einfache gleitende Durchschnitt eines Wertpapiers. Die obere und die untere Linie werden über die Standardabweichung definiert. In der Praxis werden als Standardvariablen für die Bollinger Bänder ein gleitender Durchschnitt über 20 Tage sowie zwei Standardabweichungen verwendet.
Bei der Verwendung von Bollinger Bändern in der Aktien Chartanalyse wirst Du feststellen, dass diese mit der Volatilität eines Aktienkurses „atmen“. Das heißt, dass sie bei einem Anstieg der Volatilität breiter und bei einem Rückgang flacher werden.
Viele Trader nutzen Bollinger Bändern in der Praxis für die Generierung von Kauf- bzw. Verkaufssignalen. Stößt ein Kurs an den unteren Begrenzungsrand eines Bollinger Bandes kann dies ein guter Zeitpunkt für den Kauf einer Aktie sein. Eine Berührung des oberen Randes eines Bollinger Bandes kann hingegen als Signal für den Verkauf einer Aktie dienen.
Bollinger Bänder bestehen aus drei Linien, die einen Kurs „umrahmen“.
Je nach Volatilität eines Wertpapiers werden die Bänder breiter oder flacher.
Sie werden zur Generierung von Kauf- und Verkaufssignalen verwendet.
Fibonacci Retracements
Bei der Fibonacci-Reihe handelt es sich um die unendliche Folge natürlicher Zahlen, bei der sich die nächste Zahl durch die Summe der beiden vorherigen Zahlen ergibt (also 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, etc.). Über diese numerische Reihe lässt sich der sogenannte „Goldene Schnitt“ berechnen. Er ist das Verhältnis der höheren Zahl zur kleineren Zahl und liegt immer bei 1,618. Der goldene Schnitt hat nicht nur in der Finanzwissenschaft eine große Bedeutung, sondern kommt auch bei vielen Phänomenen in der Natur vor.
Über den goldenen Schnitt lassen sich potenzielle Widerstands- und Unterstützungszonen von Wertpapieren berechnen. Diese Retracement-Levels liegen in der Praxis oftmals bei bestimmten Kursniveaus, wie beispielsweise 61,8 Prozent (100 / 1,1618) oder 38,2 Prozent (61,8 / 1,618).
Mithilfe moderner Trading-Software kannst Du Dir diese Fibonacci Retracements in einem Chart einzeichnen lassen und sie als Grundlage für Handelssignale nutzen. Ein Beispiel: Prallt ein Kurs an einer Widerstandslinie ab und geht in der Folge in einen Aufwärtstrend über, kannst Du das Wertpapier nach einer Kurssteigerung von 38,2 Prozent wieder verkaufen.
Über Fibonacci-Retracements lassen sich potenzielle Widerstands- und Unterstützungszonen von Wertpapieren darstellen.
Moderne Trading-Software kann Fibonacci-Retracements in Charts einzeichnen.
Fibonacci-Retracements werden ebenfalls als Grundlage für Handelssignale genutzt.
Trading Kerzen
Kerzencharts haben gegenüber einfachen Liniencharts wesentliche Vorteile, weshalb sie von den meisten Tradern in der Praxis genutzt werden. Ein Kerzenchart enthält im Unterschied zu einem Linienchart, der ausschließlich die Tagesschlusskurse eines Wertpapiers verbindet, folgende Zusatzinformationen: Den Eröffnungskurs, den Tageshöchst- und den Tagestiefstkurs. Mithilfe eines Kerzencharts kannst Du somit wesentlich besser die untertäglichen Kursschwankungen eines Wertpapiers nachvollziehen.
Trading Kerzen lassen sich auf vielfältige Weise analysieren und Rückschlüsse über Kursbewegungen zu. Welche Kursmuster Du identifizierst und in der Praxis nutzt, bleibt Dir selbst überlassen. Sehr häufig werden Trading Kerzen als Signale für die Trendumkehr eines Kurses genutzt. Grundsätzlich solltest Du Trading Kerzen jedoch nur in Kombination mit anderen Charttechnik Formationen nutzen, da ihre Aussagekraft eher begrenzt ist.
Trading Kerzen enthalten wesentlich mehr Kursinformationen als herkömmliche Liniencharts.
Sie lassen zahlreiche Analysemöglichkeiten und Rückschlüsse über Kursbewegungen zu.
Trading Kerzen sollten nur in Kombination mit anderen Charttechnik Formationen genutzt werden.
Average Daily Range
Die Average Daily Range (Durchschnittliche Tagesschwankung) zeigt an, wie groß die durchschnittliche Kursspanne eines Wertpapiers an einem Tag ist. Je nachdem, welchen Zeitrahmen Du zur Berechnung der Average Daily Range heranziehst, bekommst Du unterschiedliche Ergebnisse.
Die Average Daily Range ist in der Praxis vor allem für Daytrader von Bedeutung. Sie zeigt ihnen an, ob sie an einem bestimmten Tag noch mit einem größeren Kurssprung zu rechnen haben (oder nicht). Bewegt sich der Kurs eines Wertpapiers beispielsweise am Vormittag in einer engen Bandbreite bei gleichzeitig hoher Average Daily Range, kann der Trader mit einer hohen Wahrscheinlichkeit von einer größeren Kursbewegung am Nachmittag ausgehen.
Die Betonung liegt dabei allerdings auf „Wahrscheinlichkeit“. Wie bei allen anderen Trading Indikatoren gibt es auch bei der Average Daily Range keine Garantie, dass der Kurs sich entsprechend der Vorhersage verhält.
Die Average Daily Range zeigt die durchschnittliche tägliche Kursschwankung eines Wertpapiers an.
Sie wird vor allem von Daytradern im Trading eingesetzt.
Mittels der Average Daily Range lässt sich prognostizieren, wie wahrscheinlich ein Kurssprung im Verlauf eines Tages ist.
Welche Software für die Chartanalyse?
In den letzten Jahren haben sich die Handelsplattformen vieler Online Broker zu mächtigen Tools für die Chartanalyse entwickelt. Bei fast allen Trading-Plattformen von Brokern steht Dir eine Vielzahl von Werkzeugen für die technische Chartanalyse zur Verfügung.
Viele Broker bieten neben ihren eigenen Handelsplattformen auch die Plattformen externer Anbieter für das Trading an. In den letzten Jahren hat sich der Metatrader zum Marktführer unter den Handelsplattformen entwickelt. In Sachen Chartanalyse gehört der Metatrader zu den umfassendsten Plattformen auf dem Markt.
Metatrader
Der Metatrader ist seit über 20 Jahren die weltweit am häufigsten eingesetzte Handelsplattform. 90 Prozent aller Online-Broker bieten ihren Kunden den Metatrader als Trading Plattform an.
Der Metatrader ist nicht nur eine sehr mächtige Handelsplattform, über die sich alle Arten von Wertpapieren weltweit handeln lassen. Er unterstützt Trader auch mit einer riesigen Bandbreite an technischen Indikatoren und Chartanalyse Tools bei ihren Investmententscheidungen.
Die Tools der Handelsplattform sind eine hervorragende Grundlage, um die technische Chartanalyse zu lernen. Trader mit Programmierkenntnissen können mit dem Metatrader sogar ihre eigenen Tools entwickeln.
Guidants
Auch Guidants ist eine Online-Trading-Plattform, die mit eingeschränkter Funktionalität kostenfrei genutzt werden kann. Neben klassischen Chartanalyse Tools bietet Guidants auch eine Social-Trading-Funktion, über die sich Trader miteinander vernetzen und austauschen können. Wenn Du bei Guidants einen größeren Funktionsumfang in Anspruch nehmen willst, musst Du eines der kostenpflichtigen Pakete der Plattform buchen.
Etoro
Etoro ist einer der ältesten und beliebtesten Online-Broker auf dem deutschen Markt. Im Unterschied zu anderen Brokern handelt es sich bei Etoro um eine sogenannten Social-Trading-Plattform. Das bedeutet, dass Du über den Broker die Trades von anderen Händlern nachvollziehen und kopieren kannst.
Neben einer großen Bandbreite an handelbaren Wertpapieren überzeugt Etoro auch mit umfassenden Chartanalyse Tools. Mit der Funktion „ProCharts“ kannst Du beispielsweise die Charts unterschiedlicher Wertpapiere über verschiedene Zeitrahmen hinweg miteinander vergleichen.
Handelsplattformen bieten heutzutage zahlreiche Tools für die Chartanalyse.
Viele Online-Broker bieten Kunden eigene Trading-Plattformen an.
Marktführer unter den Handelsplattformen ist der Metatrader.
Auch Etoro und Guidants zählen zu den beliebten Plattformen, mit umfassenden Chartanalyse Tools.
Fazit
Die Chartanalyse hat sowohl glühende Befürworter als auch harsche Kritiker. Kein Wunder, handelt es sich bei dieser Art der Analyse keineswegs um einen wissenschaftlich fundierten Ansatz. Bereits die Grundprämisse der Chartanalyse, dass alle kursrelevanten Informationen über den Kursverlauf eines Wertpapiers abgebildet werden, ist in Fachkreisen hoch umstritten.
Da die Prognose von Kursentwicklungen auf Basis von Vergangenheitsinformationen immer mit großen Unsicherheiten verbunden ist, solltest Du beim Einsatz der Chartanalyse niemals nur auf ein einziges Tool setzen. Die Prognosefähigkeit der Chartanalyse kommt erst über die Kombination mehrerer Werkzeuge zustande.
Chartanalyse Tools solltest Du deshalb immer nur für die Generierung von Orientierungspunkten einsetzen. Einen Trade auf Basis eines einzigen Tools einzugehen, birgt ein sehr hohes Risiko und kann schnell zu Verlusten führen.
Idealerweise kombinierst Du die Chartanalyse auch mit Aspekten der Fundamentalanalyse. Diese berücksichtigt auch Zukunftsprognosen, die im Rahmen der Chartanalyse außen vor bleiben. Grundsätzlich gilt: Je mehr Tools Du einsetzt, desto genauer werden Deine Prognosen über den weiteren Kursverlauf werden. Zwar ist dies mit mehr Arbeit verbunden, aber es ist Arbeit, die Deine Gewinnchancen an der Börse erhöhen wird.
Kurzgefasst
Die Chartanalyse ist kein wissenschaftlich fundierter Ansatz.
Bei der Anwendung von Charttechnik sollte man mehrere Tools parallel einsetzen.
Je mehr Chartanalyse Tools gleichzeitig angewendet werden, umso höher ist die Qualität von Kursprognosen.
Die Chartanalyse lässt sich auch mit dem Konzept der Fundamentalanalyse kombinieren.
FAQ – Häufig gestellte Fragen zur Chartanalyse
Wie funktioniert die Chartanalyse?
Bei der Chartanalyse leiten Trader aus der Beobachtung historischer Kursentwicklungen Rückschlüsse auf den zukünftigen Kursverlauf eines Wertpapiers ab. Zum Einsatz kommen dabei zahlreiche Analysewerkzeuge, die idealerweise miteinander kombiniert werden, um die Aussagekraft in Bezug auf den zukünftigen Kurs zu erhöhen. Welche Chartanalyse Tools sich am besten in der Praxis bewähren, muss jeder Anleger für sich selbst entscheiden. Es gibt keine Statistiken, welche Tools die höchste Erfolgswahrscheinlichkeit besitzen.
Was versteht man unter Chartanalyse?
Unter Chartanalyse wird die Analyse des historischen Kursverlaufs eines Wertpapiers verstanden. Wie bei der Fundamentalanalyse versuchen Trader bei der Chartanalyse auf Basis historischer und aktueller Informationen Handelssignale abzuleiten. Im Unterschied zur Fundamentalanalyse spielen bei der Chartanalyse hingegen ausschließlich die Kurscharts eine Rolle. Fundamentaldaten, wie beispielsweise aus der Bilanz oder Gewinn- und Verlustrechnung, bleiben im Rahmen der Chartanalyse unberücksichtigt.
Welche Chartanalysen gibt es?
Die Bandbreite an Chartanalysen ist heutzutage sehr groß. Sie reicht von Trendlinien, Unterstützungen und Widerständen über Formationen wie Doppel-Spitzen, Schulter-Kopf-Schulter, Rechtecke, Dreiecke, Flaggen und Wimpeln bis zu Hilfsmitteln wie gleitenden Durchschnitten, Fibonacci Retracements und Bollinger Bändern.
Welche App zur Chartanalyse?
Im Zeitalter der mobilen Internetnutzung bieten viele Broker und Softwarehäuser auch Apps zur Chartanalyse auf dem Smartphone an. Die Chartanalyse-Apps der einzelnen Anbieter unterscheiden sich in ihrem Umfang und ihren Darstellungsmöglichkeiten. Welche App sich am besten eignet, muss jeder Trader auf Basis seiner Nutzung und seiner Vorlieben selbst entscheiden.
Welches Programm für die Chartanalyse?
Heutzutage haben Trader die Qual der Wahl zwischen zahlreichen Programmen zur Chartanalyse. Die meisten Online-Broker bieten eigene Handelsplattformen an, bei denen in der Regel Dutzende Chartanalyse Tools inkludiert sind. Ein weiteres sehr mächtiges Programm zur Chartanalyse ist der Metatrader, die weltweit am weitesten verbreitete Handelsplattform.
Wie lernt man, Aktien zu analysieren?
Die Analyse von Aktien-Charts lässt sich über verschiedene Wege lernen. Zum einen ist das Angebot an Fachliteratur zum Thema „Chartanalyse lernen“ sehr groß. Zahlreiche Autoren, viele von ihnen selbst Trader, haben Bücher zu diesem Thema veröffentlicht. Zum anderen findest Du im Internet zahllose Websites mit Artikeln und Videos, wie Du am besten die Aktien Chartanalyse lernen kannst.
Wie lese ich einen Chart?
Es gibt nicht „die“ eine Art, einen Chart zu lesen. Die Möglichkeiten, einen Chart zu lesen, sind heutzutage fast grenzenlos. Vor allem als Anfänger, der die Charttechnik noch lernen muss, solltest Du beim Lesen eines Charts auf die Unterstützung von Analyseprogrammen setzen. Sie zeigen Dir in Sekundenschnelle alle wesentlichen Chartanalyse Tools an. Sobald Du Erfahrungen in der Chartanalyse gesammelt hast, wirst Du Dich beim Lesen eines Charts auf einige bevorzugte Tools fokussieren.
Wie analysiert man Aktien Charts?
Die Möglichkeiten zur Aktien Chartanalyse sind vielfältig. Auf den Websites oder Handelsplattformen von Online-Brokern stehen Dir zahlreiche Werkzeuge zur Verfügung, mit deren Hilfe Du Aktien im Detail analysieren kannst. Der Umfang der angebotenen Chartanalyse Tools unterscheidet sich von Broker zu Broker.