Sogenannte Hebelzertifikate sind interessant, wenn Du beispielsweise nicht viel Kapital hast, aber mehr von großen Marktbewegungen profitieren möchtest.
Nicht nur mögliche Gewinne werden dabei vervielfacht, sondern auch die potenziellen Verluste, weshalb die Hebelzertifikate durchaus riskantere Finanzprodukte darstellen. Wie ich sie früher gehandelt habe und auf was Du unbedingt achten musst, erfährst Du in diesem Beitrag:
Kurzüberblick: Hebelzertifikate traden
Was sind Hebelzertifikate? – Gehebelte Finanzprodukte.
Der Hebel bei Zertifikaten – Multipliziert die Gewinne und Verluste.
Besser als CFDs? – Keine Nachschusspflicht und weniger Kosten.
Chancen-Risiko-Verhältnis – Balance zwischen Risiko und Gewinn.
Long oder Short? – Beide Marktrichtungen flexibel handelbar.
Worauf noch achten? – Knock-out-Schwellen im Blick haben
Wann sind sie sinnvoll? – Für kurzfristige, gezielte Marktspekulationen.
FAQ – Häufig gestellte Fragen zu Hebelzertifikaten.
Was sind Hebelzertifikate überhaupt?
Ein Hebelzertifikat ist natürlich ein Finanzprodukt, mit dem Du ähnlich wie mit CFDs, auf Preisbewegungen eines Basiswerts, wie zum Beispiel Aktien, Indizes oder Rohstoffe setzen kannst. Wie der Name schon sagt, ist das natürlich auch mit Trading Hebel möglich.
Sprich: Du vervielfachst Deine möglichen Gewinne und logischerweise auch die Verluste – weshalb Du unbedingt ein striktes Risikomanagement fahren musst – aber dazu später mehr.
Bei diesen Zertifikaten, leiht Dir der Emittent, meist eine Bank, im Grunde den Großteil des Kapitals, und Du bringst nur einen kleinen Teil als Sicherheit beim Hebel Trading ein. Diese „Sicherheit“ nennt man Margin.
Beispiel: Du möchtest den DAX handeln, aber Du hast nur wenig Kapital. Mit einem Hebel von zum Beispiel 1:10 kannst Du eine DAX-Bewegung so handeln, als hättest Du das Zehnfache investiert. Wenn der DAX gegen Dich läuft, werden Deine Verluste allerdings auch x10 multipliziert.
Hebelzertifikate Vorteile:
Weniger Kapital erforderlich
Ideal für kurzfristige Trades
Börslich überwacht (hohe Sicherheit)
Kein Nachschuss-Risiko
Einfacher Zugang zu Hebelprodukten
Hebelzertifikate Nachteile:
Hohe Volatilitätsanfälligkeit
Verluste können schnell steigen
Zeitwertverlust bei längerem Halten
Der Hebel bei Zertifikaten
Der Hebeleffekt ist das, was Hebelzertifikate so verlockend und gleichzeitig auch verdammt gefährlich macht. Meiner Beobachtung nach gibt es viele Trader, die mit zu hohem Hebel handeln und dadurch sogar bei kleinsten Kursänderung ausgestoppt werden.
Wenn Du also anfängst, halte Dich bitte eher an kleine Hebel und handle unbedingt nur im Demokonto, vor allem wenn Du keinerlei Erfahrungen im Handel mit Zertifikaten hast!
Je höher der Hebel, desto weniger darf sich der Basiswert in die falsche Richtung bewegen, bevor Deine Position liquidiert wird. Glaub mir einfach mal wenn ich Dir sage, dass man da viel Lehrgeld bezahlen kann.
Warum Hebelzertifikate statt CFDs oder Futures?
Eine interessante und berechtigte Frage. Ich selber handle zum Beispiel mittlerweile in erster Linie CFDs und habe früher eine Weile mit Hebelzertifikaten gehandelt. Vielleicht fragst Du Dich, warum Du nicht einfach CFDs oder Futures nimmst, die auch Hebelwirkung bieten. Also, wo ist der Unterschied?
Hebelzertifikate sind oft etwas transparenter und mit festen Hebeln ausgestattet. CFDs sind anfälliger für Liquiditätsengpässe, insbesondere bei volatilen Märkten in denen die Post abgeht. Bei geringerer Liquidität weiten sich die Spreads (Unterschied zwischen Kauf- und Verkaufspreis) oft stark aus, wodurch CFDs teurer werden.
Und die Futures-Kontrakte haben oft standardisierte Größen, die „Kontraktgröße“ genannt wird. Diese Größen sind meist recht hoch, insbesondere bei beliebten Futures wie dem S&P 500 oder Rohstoffen wie Öl und Gold.
Zum Beispiel kann ein Gold-Future eine Kontraktgröße von 100 Unzen Gold haben. Bei einem Goldpreis von 2.000 USD pro Unze würde das bedeuten, dass der gesamte Kontraktwert 200.000 USD beträgt. Auch wenn Futures mit Hebel gehandelt werden, musst Du eine große Margin hinterlegen (oft im 4-stelligen Bereich).
Für Trading Anfänger und Neueinsteiger, sind daher die sogenannten Futures eher uninteressant, da der hohe Mindestwert der Kontrakte es schwierig macht, mit Futures in kleineren Beträgen zu handeln.
Achte auf ein sinnvolles Chancen-Risiko-Verhältnis
Wenn Du Hebelzertifikate handelst, solltest Du wie bei anderen Finanzinstrumenten auch, immer mit einem ganz klaren und strikten Chancen-Risiko-Verhältnis (CRV) arbeiten. Ich selber nutze meistens ein CRV von 2:1 bedeutet, dass ich für jeden eingesetzten Euro mindestens 2 Euro an Gewinn im Blick habe.
Bei Hebelprodukten wie den gehebelten Zertifikaten, ist es besonders wichtig, dass das Risiko pro Trade immer strikt begrenzt und der Stop-Loss gesetzt wird, da der Hebel auch die Verluste eben entsprechend verstärkt.
Die klassische Stop-Loss-Regel mit der wir immer arbeiten können und die ich selber einhalte, ist die Risikobegrenzung von maximal 1% bis 2% Risiko pro Trade.
Hinweis: Die meisten Fehler mit Hebelzertifikaten, sind auf ein schwaches Risk Management oder fehlende Disziplin zurückzuführen. Es ist leicht, sich von der Gier leiten zu lassen, wenn der Kurs in die gewünschte Richtung läuft. Aber verlierst Du die Disziplin, kann der Markt Dir das quasi schnell übel nehmen.
Hebelzertifikate Long oder Short? Beides ist möglich!
Ein weiterer großer Vorteil von Hebelzertifikaten – ähnlich wie bei CFDs: Du kannst sowohl auf steigende als auch auf fallende Kurse setzen. Wenn Du also zum Beispiel vermutest, dass der DAX fällt, handelst Du einem sogenannten Short-Hebelzertifikat.
Beachte bitte hierbei unbedingt, dass Short-Produkte empfindlicher auf hohe Hebel reagieren. Da die Kurse bei fallenden Märkten oft schneller und volatiler sind, empfehle ich besonders mit Short-Zertifikaten, etwas defensiver zu agieren.
Hinweis: Grundsätzlich finde ich Short Trading mit Hebelzertifikaten aber sehr interessant, weil sie eben überhaupt erst die Möglichkeit bieten, ein Asset zu shorten, ohne einige Nachteile von CFDs zu haben – zum Beispiel gibt es keine Overnight-Gebühren.
Die Fallen der Emittenten: Worauf Du bei Zertifikaten achten musst
Viele Emittenten bauen versteckte Gebühren in Hebelzertifikate ein, zum Beispiel höhere Finanzierungskosten, die Deinen Gewinn deutlich schmälern können. Prüfe also bitte immer alle Details wie Rollkosten, Spread und eventuelle Inaktivitätsgebühren.
Manche Hebelzertifikate verlieren über Nacht einen Teil ihres Werts, das kann über längere Zeit natürlich auch ins Geld gehen. Bei den Zertifikaten gilt also: Auf den ersten Blick günstig ist nicht immer günstig!
Über Nacht wird eine tägliche Zinskomponente berechnet, die am nächsten Tag den Kurs des Zertifikats beeinflusst. Da diese Finanzierungskosten täglich anfallen, können sie den Wert des Zertifikats allmählich reduzieren, besonders, wenn die Position über längere Zeit gehalten wird.
Eine weitere Sache ist die, dass manche Hebelzertifikate so konzipiert sind, dass der Hebel täglich neu berechnet wird. Das bedeutet also, dass der Hebel sich auf den Schlusskurs des Basiswerts bezieht und am nächsten Tag neu eingestellt wird.
Und genau diese tägliche Neuberechnung führt bei volatilen Kursbewegungen leider dazu, dass sich über längere Haltezeiträume ein sogenannter „Pfadabhängigkeitseffekt“ ergibt.
Wenn der Basiswert im kleinen Zeitrahmen stark schwankt, verliert das Zertifikat über Zeit an Wert, selbst wenn der Basiswert auf lange Sicht keine starke Bewegung macht. Das nennt man auch den „Volatilitätsdrift“. Das tritt besonders bei Produkten mit hohem Hebel auf, also das wird erst ab einem Hebel 1:10 oder mehr interessant.
Wichtig: Die Haltedauer bei Zertifikaten ist also durchaus eine wichtige Sache. Ich habe früher aber in erster Linie kurzfristig Hebelzertifikate gehandelt, wobei meine Haltedauer nie länger als ein paar Stunden war.
Wann sind Hebelzertifikate sinnvoll?
Hebelzertifikate eignen sich meiner Meinung und Erfahrung nach insbesondere für kurzfristige Swing Trades. Wenn Du eine klare Trading-Idee hast und entsprechend eine fallende oder steigende Bewegungen erwartest, dann sind Zertifikate mit Hebel durchaus interessant.
Für eine recht lange Haltedauer, über viele Wochen oder Monate hinweg, sind sie eher ungeeignet, da die laufenden Kosten und der Hebeleffekt den Wert über längere Zeit auszehren. Ich empfehle sie deshalb nur einsetzen, wenn Du innerhalb von ein paar Tagen oder Wochen einen Exit planst.
Willst Du längerfristig investiert sein, nimm lieber ein klassisches Zertifikat ohne Hebel. Hier ist meine Grenze bei etwa 4 Wochen Haltedauer, alles darüber hinaus, wird dann wegen den Finanzierungskosten bei Hebelzertifikaten zu teuer.
FAQ – Hebelzertifikate
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Über den Autor:
Christian Böttger ist hauptberuflich Trader und Mentor, der sowohl kurzfristige Trades als auch langfristige Investments mit überragender Trefferquote durchführt. Auf Finanzradar.de teilt er seine Analysen sowie praktische Erfahrung und hat besonders für Anfänger den einen oder anderen Kniff parat. Mehr über Christian erfährst Du hier.