Das sogenannte HFT Trading ist eine äußerst spannende und gleichzeitig äußerst umstrittene Form des Tradings, das in erster Linie von großen institutionellen Akteuren wie Hedgefonds und Banken betrieben wird.
Der Einsatz leistungsstarker Computer und komplizierter Algorithmen macht es dabei möglich, Orders in atemberaubender Geschwindigkeit auszuführen. Zu viel Marktmacht, unfaire Vorteile, Manipulationsvorwürfe – das sind typische Gegenargumente. Mehr dazu im folgenden Beitrag:
HFT Trading: Der Hochfrequenzhandel (HFT) ist eine Strategie, bei der schnelle Computer mithilfe von Algorithmen in sehr kurzer Zeit viele Finanztransaktionen durchführen, um von kleinen Preisunterschieden zu profitieren.
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Kurzüberblick: HFT Trading
Das HFT Trading ist eine auf Algorithmen basierende Handelstechnik.
Das ermöglicht es Tradern, innerhalb kürzester Zeit eine Vielzahl verschiedener Finanztransaktionen durchzuführen.
Hochfrequenzhändler setzen HFT-Techniken ein, um durch schnelle Reaktionen auf Kauf- und Verkaufsaufträge eine konstante Liquiditätsversorgung am Markt sicherzustellen.
Unternehmen und Banken nutzen Ineffizienzen des Marktes aus, um Gewinne zu generieren.
Das liegt daran, dass Computer schneller agieren und den Tradern sowie den Handelsplattformen voraus sind.
HFT Trading Arten
Arbitrage Trading: Das Arbitrage Trading nutzt Preisunterschiede zwischen denselben Vermögenswerten aus, die aufgrund von Verzögerungen zwischen zwei Handelsplattformen entstehen. Die fehlende Synchronität nutzen Arbitrage Trader aus, um mit Rechenpower und Algorithmen Aktie A zum Preis A an Standort A zu kaufen und Aktie A an Standort B zum Preis A+x zu verkaufen.
Market Making: Diese Art des Tradings ist zum einen für den Market Maker (meist Unternehmen und Banken) nützlich, da er damit Geld verdient, zum anderen erfüllt der Market Maker für den Markt eine wichtige Funktion, da er ihn liquide hält. Er stellt hochfrequentiert Kauf- und Verkaufsangebote zur Verfügung und erhält als Vermittler den Differenzpreis, auch Spread genannt,
Liquidity-Providing Trading: Das Liquidity-Providing Trading ist dem Market Making sehr ähnlich, da es ebenfalls die Funktion einnimmt, für eine hohe Liquidität am Markt zu sorgen. Oftmals synonym verwendet, unterscheiden einige Definitionen die beiden Begriffe darin, dass Market Maker Institutionen sind, die in ”traditionellen” Märkten agieren, während Liquidity-Providing Trader in dezentralisierten Märkten auftreten (z.B. in Kryptomärkten).
Event-Driven Trading: Insiderhandel basiert darauf, Informationen zu nutzen, die noch nicht in den Nachrichten verkündet wurden oder gar nicht dort auftauchen. Während Insiderhandel illegal ist, basiert Event-Driven Trading auf einer ähnlichen Idee, ist allerdings legal. Mittels KI wertet Trader Nachrichten so schnell aus, dass sie sich dadurch Marktvorteile verschaffen, da er so Kursbewegungen erahnt, bevor langsamere Marktteilnehmer sie auslösen.
Statistical Trading: Oftmals auch statistische Arbitrage genannt, obwohl im eigentlichen Sinne kein Arbitrage Trading, versuchen Trader mit dieser Art des Tradings über- und unterbewerte Vermögenswerte ausfindig zu machen. Diese Strategie ist im Prinzip das gleiche wie jede normale Anlage, nur, dass sie im HFT in extrem kurzer Zeit ausgeführt wird.
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Wie genau funktioniert HFT Trading?
Es gibt verschiedene Strategien und Methoden, um mit HFT Gewinne zu erzielen, die alle zwei Dinge gemeinsam haben. Sie öffnen zum einen Orders, die sie innerhalb möglichst kurzer Zeit je nach Strategie löschen, ändern oder schließen, zum anderen geschieht dies mit Algorithmen. Allerdings kann es auch zu Verlusten kommen!
Die Zeiten, in denen diese Orders stattfinden, sind mittlerweile derart kurz, dass sich Händler mit ihren Rechnern besonders nahe an die Börsen begeben, damit die Informationen möglichst schnell den Handelsplatz erreichen.
Stand 2024 sind einige Trader in der Lage, Transaktionen in unter eine Mikrosekunde durchzuführen. HFT funktioniert wie ”normales” Trading, einzig die Geschwindigkeiten und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten sind andere. Auf diese gehe ich später noch genauer ein.
Beachte: HFT ist für privates Trading ungeeignet. Diejenigen, die HFT betreiben, tun dies unter Zuhilfenahme massiven Ressourceneinsatzes. Die Computer und Algorithmen, die sie verwenden, sind schneller als jeder Heimcomputer und jedes Softwareprogramm, das Du für den Privatgebrauch erwerben kannst. Außerdem kommen hohe rechtliche Hürden auf Dich zu.
Treibende Kräfte hinter dem HFT-Segment
Wie alle anderen Trader erhoffen sich Händler, die HFT betreiben, Gewinne. Und da HFT nur mittels hoher Rechenleistung, schneller Algorithmen, viel juristischem Know-how und im Extremfall mit Standortnähe zum Handelsplatz möglich ist, ist der Teilnehmerkreis ziemlich exklusiv.
Nur Unternehmen und Banken, die über genügend Geld verfügen, um diese Voraussetzungen zu erfüllen, profitieren von den massiven Vorteilen, die sie beim HFT genießen.
Aufgrund der lukrativen Aussichten auf Gewinne versuchen immer wieder Unternehmen auf den HFT Markt zu drängen, um etablierte Player wie Jump Trading, Tower Research Capital oder Citadel LLC Marktanteile abzunehmen. Es gibt aber auch ein sehr hohes Verlustpotenzial, das gerne unterschätzt wird!
Neben solchen Privatunternehmen betreiben auch Banken wie Goldman Sachs, JP Morgan Chase und die Deutsche Bank HFT.
Warum ich HFT Trading kritisch sehe
HFT ist äußerst umstritten. Während Market Making als Liquiditätsbeschaffung Vorteile bietet und unter strenger regulatorischer Aufsicht sinnvoll ist, treiben es einige Unternehmen so weit, dass sie den Markt gefährden und destabilisieren. Sicherlich strebt jeder Marktteilnehmer nach Vorteilen, dennoch halte ich den HFT aufgrund einiger Merkmale für äußerst problematisch.
Liquiditätsverlust in Stresssituationen: Wenn der Markt unter Stress gerät, ob durch wirtschaftliche, politische oder sonstige Gründe, sind Market Maker eigentlich dazu da, den Markt möglichst liquide zu halten. Insbesondere in weniger stark regulierten Märkten können HFT-Unternehmen jedoch dazu beitragen, dass Märkte noch unsicherer werden, da die Algorithmen nicht kontrolliert werden und das zu unerwarteten Ergebnissen führen kann.
Marktvolatilität und Blitzabstürze: Bei einem Flash Crash handelt es sich um einen Börsencrash, der allerdings nur einige Minuten andauert. Das kann etwa passieren, wenn HFT Trader Börsenmanipulationen vornehmen und beispielsweise unerlaubt Orders öffnen, nur um sie zu stornieren. Dadurch entsteht ein Angebotsüberschuss und ein Preisverfall.
Informationsungleichgewicht: Ein Ungleichgewicht von Informationen zwischen Marktteilnehmern herrscht natürlich immer. Dennoch ist der Informationsvorteil einiger Unternehmen technischer Natur, denn tatsächlich verarbeiten nicht Menschen die Nachrichten, sondern Programme. Ebenfalls fragwürdig ist die Tatsache, dass HFT Trader den Börsen selbst voraus sind.
Gefahr von Systemausfällen: Aufgrund technischer Probleme aus dem Markt fallende Market Maker können zu Liquiditätsproblemen führen. Sie halten zwar den Markt grundsätzlich liquider, als er es ohne sie wäre. Wenn wichtige Market Maker wegbrechen, führt dies allerdings oft zu massiven Schäden. Ein langsamerer Markt ist also durchaus stabiler, wenn auch nicht so effizient.
Geringe Wertschöpfung für die Realwirtschaft: Die tatsächliche Wertschöpfung findet in der Realwirtschaft statt. Menschen und Maschinen produzieren Dinge. Das geschieht natürlich auch unter der Voraussetzung, dass Unternehmen und Privatleute investieren. Beim HFT geht dieser Gedanke allerdings völlig verloren, schließlich geht es nur darum, Geld aus dem Nichts zu schaffen.
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Die wichtigsten Strategien des Hochfrequenzhandels (HFT)
Da es sich beim Hochfrequenzhandel zunächst nur um eine technische Errungenschaft handelt, sind es noch immer die Trader im Hintergrund, die entscheiden, wie sie mit der Technik umgehen.
Verschiedene Algorithmen erlauben demnach auch verschiedene Tradingstrategien, die beim HFT zur Anwendung kommen. Die Strategien sind oft so aufgebaut, dass sie manuell nicht möglich sind und explizit von der enormen Handelsgeschwindigkeit profitieren.
Sämtliche Texte, Meinungen, Chats, Mitteilungen, Nachrichten, Preise, Marktanalysen, oder anderen Informationen auf dieser Seite, sind ausschließlich allgemeine Informationen für Unterhaltungszwecke. CFDs sind komplexe Instrumente und bergen aufgrund der Hebelwirkung ein hohes Risiko, schnell Geld zu verlieren. Beispielhafte Anleitungen aus unseren Beiträgen, sollten nur im Demokonto und auf keinen Fall mit echtem Geld getestet werden.
Sättigungstechnik
Eine Strategie, die ohne Hochfrequenzhandel nicht möglich ist, ist die sogenannte Sättigungstechnik. Sie ist auch unter dem Namen Flash-Order oder Blitzhandel bekannt und zeigt auf durchaus beeindruckende Art, welche Vorteile HFT-Trader gegenüber anderen Marktteilnehmern haben.
Aufgrund der erhöhten Geschwindigkeit erhalten die Algorithmen Informationen über einen Kaufauftrag eines Anlegers wenige Millisekunden früher als andere Trader.
Das Programm kauft automatisch die Aktie zu einem etwas besseren Preis und verkauft sie im Anschluss an den ursprünglichen Anleger. Das geht so schnell, dass sie einer Market-Order zuvorkommen.
Tipp: Diese Strategie ist nur den schnellsten HFT-Tradern vorbehalten. Die Preisunterschiede zwischen Kauf und Verkauf sind so gering, dass nur die schnellsten Programme profitieren. Entsprechend viele Aufträge sind nötig, um gut zu sein.
Interferenz-Technik
Immer wieder steht der Hochfrequenzhandel in der Kritik. Während die Sättigungstechnik noch streitbar ist, gehört die Interferenztechnik, Quote Stuffing genannt, zu den dubioseren Mitteln, zu denen einige Trader greifen.
Zunächst geben die Computer möglichst viele Aufträge raus und löschen sie nahezu gleichzeitig. So kommt es nur zu wenigen tatsächlichen Ausführungen.
Was zunächst eher unsinnig wirkt, folgt einer beinahe hinterhältigen Idee. Durch die vielen Aufträge scheint sich das Handelsvolumen plötzlich stark zu erhöhen.
Die hohe Datendichte müssen die Börse und die Programme anderer Trader erst verarbeiten, was zu Verzögerungen führt. Viele Trader öffnen oder schließen je nach Marktlage ihre Positionen. Es kommt zu Preisineffizienzen, die vom HFT-Trader genutzt werden.
Tipp: Mit den Regelungen von MiFID II ist diese Technik zumindest in Europa ein wenig eingedämmt. Auch aufgrund solcher „Systemlücken“ steht HFT unter gesonderter Beobachtung. So müssen Händler ein angemessenes Order-Transaktionsverhältnis einhalten. Damit ist diese Technik nur noch begrenzt möglich.
Nachrichtenbasierte Technik
Nachrichtenbasiertes Trading gehört zu den Tradingstrategien, die auch Marktakteure ohne Zugang zum Hochfrequenzhandel nutzen. Schließlich bedeuten neue Informationen häufig Veränderungen. Dabei kann es sich zum Beispiel um neu herausgegebene Bilanzen von Unternehmen, um Fusionen oder einen Führungswechsel handeln.
Ebenso üben unternehmensexterne Informationen wie Rohstoffpreise, politische Veränderungen oder Naturkatastrophen Einfluss auf verschiedene Kurse aus.
Kaum eine andere Strategie ist dabei so sehr auf eine hohe Handlungsgeschwindigkeit angewiesen. Je relevanter die Nachricht, desto schneller und stärker ändert sich der Kurs. HFT-Trader sind also klar im Vorteil, sind sie doch die Ersten, die sich Nachrichten zunutze machen können.
Das geschieht mittlerweile, ohne dass ein Mensch die Nachrichten interpretieren muss. Mithilfe von Textanalyse-Softwares setzen Algorithmen die notwendigen Schritte fast ohne Verzögerung um.
Auf einen großen Teil der Nachrichten folgt nur eine relativ kurzfristige Kursänderung. HFT-Trader kaufen dann zu dem Kurs, zu dem die Nachricht noch nicht eingepreist ist, warten auf den Kursanstieg und verkaufen kurze Zeit später.
Tipp: Auch wenn HFT so schnell ist, dass Du den Computern nicht zuvorkommen kannst, ist es wichtig, die Nachrichtenlage über Unternehmen, an denen Du beteiligt bist, zu beobachten. Im Daytrading ist das nicht ganz so wichtig. Spätestens, wenn Du Positionen über mehrere Wochen hältst, solltest Du mit solchen Fundamentaldaten arbeiten.
Täuschungstechnik
HFT-Trader haben verschiedene Möglichkeiten, mit Täuschungsmanövern zu agieren, um sich Vorteile zu verschaffen. Das sogenannte Quote Stuffing habe ich Dir bereits gezeigt; es kann ebenfalls als Täuschungstechnik betrachtet werden.
Zwei der bekanntesten Techniken, die allerdings verboten sind, lauten Layering bzw. Spoofing. Dabei werden hochpreisige Kauf- oder Verkaufsaufträge gesetzt, die andere Trader zum Handeln bewegen.
Bevor es tatsächlich zu einem Handel kommt, stornieren die HFT-Trader die Order wieder. Sie erzeugen auf diese Weise einen künstlichen Kaufs- oder Verkaufsdruck und manipulieren die Marktpreise zu ihren Gunsten. Eine Manipulation der Kurse ist auch mit einer Momentum Ignition genannten Strategie möglich. HFT-Trader versuchen mit einer Vielzahl an Aufträgen einen Trend zu beschleunigen und bereits bestehende Positionen zu verbessern.
Tipp: Die Täuschungstechniken sind den Aufsichtsbehörden (bspw. der BaFin) natürlich bekannt und verboten. Trotzdem kann es immer wieder zu solchen Täuschungsmanövern kommen, zumal einige HFT-Trader erfinderisch sind und neue Methoden entwickeln. Am besten lässt Du Dein Trading davon unbeeinflusst.
Hinweis: FBI ermittelte bereits im Bereich HFT wegen Insiderhandel
Die USA kämpfen bereits seit langer Zeit gegen die Auswirkungen des Hochfrequenzhandels. Im Jahr 2014 wurde bekannt, dass das FBI gegen potenziellen Insiderhandel ermittelt. Ziel der Ermittlung war es unter anderem nachzuweisen, dass HFT-Trader auf Basis von Informationen handeln, die anderen nicht zur Verfügung stehen.
Im Zuge dessen kam es zu Festnahmen von Hedgefonds-Mitarbeitern und überführten Informanten. Teile der Ermittlungsarbeit betrafen zudem Marktmanipulation mit legalen und illegalen Methoden – unter anderem mit den Techniken, die ich Dir oben erläutert habe. Vorwürfe kamen auch gegen die Börse auf, der vorgeworfen wurde, Hochfrequenzhändler über Softwareprogramme bevorteilt zu haben.
FAQ – HFT Trading
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Christian Böttger
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Über den Autor:
Christian Böttger ist hauptberuflich Trader und Mentor, der sowohl kurzfristige Trades als auch langfristige Investments mit überragender Trefferquote durchführt. Auf Finanzradar.de teilt er seine Analysen sowie praktische Erfahrung und hat besonders für Anfänger den einen oder anderen Kniff parat. Mehr über Christian erfährst Du hier.
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