In diesem Artikel stelle ich Dir die Pivot Points vor, die in der technischen Analyse eine Rolle spielen. Wie sich zeigen wird, dienen sie als Ausgangspunkt für die Berechnung von Unterstützungs- und Widerstandslinien.
Die mathematischen Formeln sind eher unkompliziert. Pivot Points berechnen Durchschnittswerte, mit denen wohl jeder etwas anfangen kann.
Andere Indikatoren sind deutlich komplizierter. Ebenfalls vorteilhaft ist, dass die Methoden Dir direkt Zahlen an die Hand geben, mit denen Du sofort loslegen kannst.
Pivot Points: Bei Pivot Points handelt es sich um Durchschnittswerte, die aus den Höchst-, Tiefst- und Schlusskursen berechnet werden. Entsprechende Indikatoren innerhalb der Trading Software, erledigen die Berechnung für Dich.
Interpretation: Daraus ergeben sich Unterstützungs- und Widerstandslinien, die auf eine Trendumkehr hindeuten. Pivot Points liefern Dir wichtige Erkenntnisse, die Du in der Analyse nutzen kannst, haben alleinstehend aber nur eine begrenzte Aussagekraft.
Varianten: Es gibt verschiedene Arten von Pivot Points. Gemeint ist damit, dass weiterführende Berechnungen, die zu den Unterstützungs- und Widerstandslinien führen, anders durchgeführt werden.
Kurzüberblick: Pivot Points
#1 Was sind Pivot Points? – Hier erkläre ich diese Punkte nochmal etwas genauer.
#2 Pivot Point Indikator – Verstehe, wie der Indikator diese Punkte und Linien berechnet.
#3 Anwendung von Pivot Points – Nutze sie in Kombination mit der Price Action und oder anderen Indikatoren.
#4 Arten von Pivot Points – Es gibt 4 bekannte Arten, welche ich in diesem Abschnitte genauer erkläre, inkl. Berechnungen.
#5 Vor- und Nachteile – Du findest schnell relevante Preisniveaus heraus, allerdings sind Pivot Points auch anfällig für Fehlinterpretationen.
#6 Mögliche Trading-Strategien – Basieren häufig auf das Durchbrechen der Unterstützungs- und Widerstandslinien.
#7 Welche Märkte für Pivot Points? – Teste Deine Strategie am besten mit dem Indikator in verschiedenen Märkten (Backtest).
#8 FAQ – Häufig gestellte Fragen zu Pivot Points.
Was sind Pivot Points?
Pivot Points sind auf Grundlage bestimmter Formeln berechnete Punkte, anhand derer Du potenzielle Unterstützungs- und Widerstandslinienniveaus ermittelst. Anhand dieser Niveaus identifizierst Du wiederum mögliche Ein- und Ausstiegspunkte, bzw. um sinnvolle Stop-Loss– und Take-Profit-Niveaus herauszufinden.
Pivot bedeutet übersetzt Drehpunkt. Die Übersetzung erklärt schon ganz gut, worauf die Berechnung der Punkte hinaus will.
Wenn Du auf Grundlage eines Pivot Punktes Unterstützungs- und Widerstandsniveaus berechnest (mit Niveaus sind in diesem Fall Punkte bzw. Zahlen gemeint), ziehst Du eine zur Zeitdimension parallele Linie über die berechneten Punkte.
Diese dienen Dir als Widerstands- oder Unterstützungslinien, an der die Kurse womöglich abprallen und der Kurs sich dreht.
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Was ist ein Pivot Point Indikator und wie funktioniert er?
Der Pivot Point Indikator berechnet die namensgebenden Pivot Punkte automatisch und liefert Dir die entsprechenden Unterstützungs- und Widerstandslinien. Wie er diese berechnet, zeige ich Dir noch im Laufe des Artikels.
Du solltest Dir die Berechnungen anschauen. Diese sind nicht besonders kompliziert und liefern Dir ein besseres Verständnis dafür, was der Pivot Indikator eigentlich macht.
Du brauchst die Berechnungen glücklicherweise nicht jedes Mal selbst durchführen, das erledigt schließlich die Software für Dich. Sie berechnet Durchschnitte aus den Höchst-, Tiefst- und Schlusskursen.
Es gibt allerdings verschiedene Pivot Punkte, die zwar grundsätzlich ebenfalls diese 3 Größen verwenden, allerdings in etwas abgewandelter Form.
Beachte: Es ist nicht nötig, alle Berechnungen Deiner verwendeten Indikatoren selbst durchführen zu können. Dafür gibt es schlicht zu viele. Dennoch lohnt es sich, den Grundgedanken nachzuvollziehen. Man sollte sich fragen: Was berechnet der Indikator und wie hilft mir das für meine Anlagestrategie?
Wie wird der Pivot Point richtig verwendet beim Trading?
Hast Du die Pivot Points und die daraus hervorgehenden Widerstand- Unterstützungslinien berechnet bzw. vom Indikator berechnen lassen, verwendest Du sie als potenzielle Ein- und Ausstiegspunkte für Deine Handelsstrategie.
Mein Credo wie immer: ziehe mehr als einen Indikator heran. Indikatoren sind nützlich, um den Markt zu analysieren, doch mit einem einzigen Indikator kommst Du nicht weit.
Wie sieht die Volumenanalyse aus? Liefert der RSI ähnliche Werte? Und was sagen der MACD und die Price Action? Ein Indikator betrachtet immer nur einige bestimmte Größen und lässt andere weg, entsprechend ist die Aussagekraft beschränkt.
Natürlich solltest Du nicht 4 oder 5 Indikatoren gleichzeitig nutzen, ich konzentriere mich in erster Linie auf die Price Action und verwende dann hier und da 1 bis 3 Indikatoren.
Bei der Verwendung der Pivot-Linien, musst Du außerdem Deinen Trading-Stil beachten. Daytrader verwenden etwa kleinere Zeitrahmen als Swingtrader.
Beachte: So nützlich Indikatoren sind, so eingeschränkt ist ihre Aussagekraft. Das solltest Du Dir immer wieder in Dein Bewusstsein rufen. Ob der Pivot Indikator überhaupt zu Deiner Trading-Strategie passt, findest Du heraus, wenn Du ihn zunächst innerhalb Deiner Strategie backtestest.
In einem meiner YouTube-Videos habe ich übrigens meine 5 Lieblings-Trading-Indikatoren vorgestellt:
Arten von Pivot Points
Standard Pivot Point: Sie sind sehr einfach und ohne tiefe mathematische Kenntnisse nachvollziehbar. Klassischerweise wird der Tageschart als Zeitrahmen herangezogen, um Höchst-, Tiefst- und Schlusskurs zu bestimmen. Je nach Tradings-Stil kannst Du jedoch auch kürzere Zeitrahmen wählen. In diesem Zusammenhang ergibt der Begriff Schlusskurs auch am meisten Sinn, doch Pivot Points findest Du auch ohne den ”echten” Schlusskurs.
Fibonacci-Retracement-Pivot-Punkte: Um die Unterstützungs- und Widerstandslinien zu ermitteln, nutzt Du für diese Pivot-Punkte ganz einfach die Fibonacci-Levels.
Camarilla-Pivot-Punkte: Betonen den Schlusskurs – Dahinter steckt die Idee, dass vor allem Daytrader sich näher am aktuellen Preis orientieren. Das liegt daran, dass sie mehr Interesse an kurzfristigen Preisentwicklungen hegen und langfristigen Trends weniger Aufmerksamkeit schenken.
Woodie-Pivot-Punkte: Hier könnte der gleiche Text stehen wie bei den Camilla-Pivot-Points, denn auch bei dieser Methode liegt der Schwerpunkt auf dem Schlusskurs der letzten Zeitperdiode. Genauer gesagt, multipliziert der Woodie-Pivot-Punkt den Schlusskurs mit dem Faktor 2.
Standard Pivot Point
Die Berechnung der Standard Pivot Points ist die einfachste aller hier aufgeführten Pivot Points und ziemlich einfach. Du errechnest einfach nur die Durchschnittswerte von Höchst-, Tiefst- und Schlusskurs des betrachteten Zeitfensters (z.B. des letzten Handelstages).
In der Sprache der Mathematik sieht das folgendermaßen aus:
Pivot Punkt = (H+L+C)/3
Da Trader gerne die englischen Begriffe verwenden, habe ich ebenfalls die englischen Begriffe genutzt und die entsprechenden Abkürzungen verwendet.
Höchstkurs = High (H)
Tiefstkurs = Low (L)
Schlusskurs = Close (C)
Du nimmst also einfach die Werte von H, L und C und teilst sie durch 3. Du erhältst also den Durchschnittswert dieser drei Größen
Um daraus Unterstützungs- und Widerstandsniveaus zu generieren (insgesamt jeweils 3 verschiedene Niveaus, insgesamt also 6). Auch hier verwende ich die englischen Begriffe. R steht für Resistance (Widerstand) und S für Support (Unterstützung). Wegen der Übersicht kürze ich Pivot Punkt als P ab.
R3 = H+2 (P-L)
R2 = P+( H-L)
R1 = (2xP)-L
S1 = (2xP)-H
S2 = P-( H-L )
S3 = L-2(H–P)
Beachte: De Herannahme der Durchschnittswerte ist sinnvoll, wenn Du Dir Überlegst, was passieren würde, wenn Du bspw. nur die Höchstkurse verwenden würdest. Das lokale Maximum kann ein Ausreißer. Entsprechend würde das dazu führen, dass R1 sehr hoch liegt und ein unrealistischer Wert ist. Durchschnittswerte relativieren Ausreißer zumindest bis zu einem gewissen Grad.
Fibonacci-Retracement Pivot Points
Wenn Du wissen willst, was Fibonacci Retracement genau sind, empfehle ich Dir den Artikel auf meiner Webseite. In diesem Kontext reicht es aus, wenn Du weißt, dass Du mit Fibonacci Retracements ebenfalls Unterstützungs- und Widerstandslinien berechnest.
Als Grundlage dieser Berechnungen zieht man die berühmten Fibonacci Zahlen heran. Auch in diesem Fall macht das Fibonacci Retracement nichts anderes.
Hier die Berechnung:
R3 = P+ ((H-L)x1.000)
R2 = P+((H–L) x0.618)
R1 = P+ ((H-L)x0.382)
P = (H+L+C)/3
S1 = P-((H-L)x0.382)
S2 = P-((H-L)x0.618)
S3 = P-((H-L)x1.000)
Beachte: Im Trading spielt auch die Psychologie eine wichtige Rolle. Fibonacci-Zahlen üben seit Ihrer Entdeckung einen gewissen Reiz auf den Menschen aus, gilt der daraus ermittelte goldene Schnitt doch als besonders ästhetisch. Verwenden viele Trader die Fibonacci-Retracement in Kombination mit den Pivot Points, entsteht eine sogenannte self fulfilling prophecy, die, je nach Betrachtungsweise, im Trading eintreten kann.
Camarilla Pivot Points
Es gibt bei den Camarilla Pivot Points 4 Widerstandslinien und 4 Unterstützungslinien, die ähnlich funktionieren wie die Standard Pivot Points. Das Erreichen der Punkte R3 und S3 bedeutet bereits eine Tendenz für einen Trend. Ein Durchbruch durch R4 oder S4 ist ein klares Zeichen für eine Long- bzw. Short-Position.
Die von Nick Scott im Jahr 1989 entwickelte Methode berücksichtigt verstärkt den Schlusskurs des Vortages und bezieht diesen entsprechend in die Berechnung ein:
R4 = C+((H-L)x1.5000)
R3 = C+((H-L)x1.2500)
R2 = C+((H-L)x1.1666)
R1 = C+((H-L)x1.0833)
Pivot = (H+L+C)/3
S1 = C-((H-L)x1.0833)
S2 = C-((H-L)x1.1666)
S3 = C-((H-L)x1.2500)
S4 = C-((H-L)x1.5000)
Beachte: Der Multiplikator am Ende jeder Gleichung variiert in anderen Berechnungen durchaus. Du kannst sie in der Regel auch anpassen. Einige verwenden statt der hier gezeigten Multiplikatoren die folgenden Zahlen: R1=1,1/12; R2=1,1/6; R3=1,1/4; R4=1,1/2. Für die Unterstützungsniveaus gelten diese dann Berechnungen gleichfalls.
Woodie Pivot Points
Diese Form der Pivots Points basiert auf der zentralen Linie Pivot = (H+L+2C)/4.
R2 =P+H-L
R1 = (2xP)-L
Pivot = (H+L+2C)/4
S1 = (2xP)-H
S2 = P-H+L
Der Pivot Punkt gibt dem Schlusskurs durch seine Verdopplung mehr Gewicht, was sich auch auf die Unterstützungs- und Widerstandlinien auswirkt. Die Widerstands- und Unterstützungslinien nehmen dabei die gleichen Funktionen ein, wie bei den bereits genannten Methoden ein.
Gerade Durchbrüche durch die Linien R2 und S2 zeigen einen potenziellen Trend an.
Beachte: Du könntest bei der Suche nach dem Indikator auf Deiner Handelsplattform (etwa MetaTrader oder TradingView) auf ergänzende Berechnungen stoßen. Die Berechnungen von R1, R2, S1 und S2 bleiben zwar in der Regel gleich. Es gibt jedoch Methoden, die die Woodie Pivot Points um zusätzliche Unterstützungs- und Widerstandslinien erweitern. Ob Du mit diesen arbeiten möchtest, hängt auch von Deiner Strategie ab.
Vor- und Nachteile von Pivot Points
Vorteile:
Schnelle Ermittlung relevanter Preisniveaus
Einfache Berechnungen erleichtern die Nachvollziehbarkeit
Mögliche Trends und Umkehrpunkte identifizierbar
Auf jeder Handelsplattform verfügbar
Leicht erlern- und umsetzbar
Anpassungen an Strategie und Markt
Gut kombinierbar mit anderen Indikatoren
Nachteile:
Interpretation nicht immer eindeutig
Isoliert betrachtet anfällig für Fehlinterpretationen
Bei sehr starken Ausreißern nicht sinnvoll einsetzbar
Trading-Strategien mit Pivot Points
Die Entwicklung einer Trading Strategie mit Pivot Points ist ein enorm umfangreiches Thema und verdient einen eigenen Artikel. Um diesen Leitfaden zu vervollständigen, möchte ich Dir jedoch einen kurzen Überblick verschaffen.
Wie viele andere Indikatoren sind Pivot Points dann am stärksten, wenn Du sie mit anderen Indikatoren, Mustern oder Candlestick-Mustern kombinierst und so die Widerstände und Unterstützungen bestätigst.
Der Begriff „Pivot Points“ wird häufig auf 2 verschiedene Arten verwendet, die nichts miteinander zu tun haben, aber beide auf das Konzept von „Wendepunkten“ hinweisen. Bei „Swing High“ und „Swing Low“ spricht man ebenfalls von „Pivot Points“.
Die grundsätzliche Arbeit mit den Pivot Points als Indikator hingegen, basiert auf das Abprallen und Durchbrechen der Unterstützungs- und Widerstandslinien, die eine Tendenz einer übergeordnete Seitwärtsphase stärken bzw. den Beginn eines Trends oder eine Umkehr einläuten können:
Bei Eröffnung einer Position dienen die Linien auch als Anhaltspunkt für einen Stop-Loss-Kurs, der je nach Risikoprofil etwa fünf oder zehn Pips Abstand betragen könnte. Pivot Points eignen sich dabei insbesondere für Daytrader, die auf schnelle und klare Informationen angewiesen sind.
Welche Art von Märkten eignen sich am besten für die Verwendung von Pivot Points?
Pivot Points funktionieren am besten in liquiden Märkten. Eine wesentliche Intention der Pivot Points, ist das Entlarven potenzieller Trends, aber auch von Umkehrpunkten.
Eine gewisse Volatilität ist in vielen Strategien also ebenfalls vorteilhaft. Aus diesen Gründen sind Pivot Points vor allem bei Tradern beliebt, die mit Devisen handeln.
Devisen, ich spreche hier von den Hauptwährungspaaren, sind sowohl für ihre Liquidität als auch ihre Volatilität bekannt. Ein weiterer Vorteil ist der technische Charakter der Devisen. Gerade im Daytrading lassen sich Devisen sehr gut mit Strategien, die auf Pivot Points basieren, einschätzen.
Beachte: Auch andere Märkte kommen für den Einsatz der Pivot Points infrage. Darunter fallen Rohstoffe wie Gold oder Öl, aber auch ein gewichtiger Teil des Aktienmarkts. Je nach Liquidität und Volatilität des Markts ist eine Anpassung der Methode sinnvoll. Backtests verschiedener Märkte geben Dir einen Aufschluss darüber, ob sich eine Strategie eignet.
FAQ – Pivot Point
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Christian Böttger
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Über den Autor:
Christian Böttger ist hauptberuflich Trader und Mentor, der sowohl kurzfristige Trades als auch langfristige Investments mit überragender Trefferquote durchführt. Auf Finanzradar.de teilt er seine Analysen sowie praktische Erfahrung und hat besonders für Anfänger den einen oder anderen Kniff parat. Mehr über Christian erfährst Du hier.
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